Die Themenpalette reichte von aktuellen Dringlichkeitsanträgen zum Lehrer*innenmangel und zur Weiterentwicklung der Lehrkräfteentgeltordnung über zentrale gesellschafts- und bildungspolitische Entschließungen – darunter „Es gibt keine Alternative zur Inklusion“ und, lang und umfassend beraten, „Bildung in der digitalen Welt“.
Menschenrecht auf Bildung
Auch zu den Anträgen „Bildung in der Migrationsgesellschaft“ und zum Menschenrecht auf Bildung gab es inhaltliche Beiträge aus Nordrhein-Westfalen. Wie wichtig der Delegation die Solidarität, Integration und die Ermöglichung von Partizipation von Zugewanderten und Geflüchteten ist, zeigen zwei weitere Anträge aus NRW, die vom Gewerkschaftstag einstimmig angenommen wurden.
Damit spricht sich die GEW für einen verbesserten Zugang von Geflüchteten zu den Einrichtungen des Zweiten Bildungswegs aus und fordert unbürokratische Regelungen beim BAföG-Bezug. In einem weiteren Beschluss bekräftigt die GEW, dass Bildung ein Menschenrecht ist, das sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder und Jugendliche gleichermaßen gilt. Deshalb sind Sprachförderung und der freie Zugang zu geförderten Sprachkursen, gerade auch für zugewanderte und geflüchtete Erwachsene, Grundvoraussetzung für gelingende Integration und gesellschaftliche Partizipation.
JA 13: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit
Maßgeblich von NRW mitgetragen wurde auch der Entschluss zur Fortsetzung der Kampagne „JA 13 – weil Grundschullehrer*innen es verdienen“, mit der die GEW engagiert und phantasievoll für gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit im Schulbereich, unabhängig von Schulform und Schulstufe, eintritt. In diesem Kontext, in dem es um den Wert pädagogischer Arbeit geht, ist auch die Weiterentwicklung der Entgeltordnung im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) für den Sozial- und Erziehungsdienst von großer Bedeutung. Hinzukommen die Initiativen zur Behebung des Fachkräftemangels, zur Sicherung fachlicher Standards in der Erzieher*innenausbildung sowie der Antrag „Gute Arbeit in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung“.
Dringlichkeitsantrag zum Lehrkräftemangel
Ganz oben auf der Tagesordnung stand der Dringlichkeitsantrag „Lehrkräftemangel bekämpfen – Schulqualität sichern – Schulreformen offen halten“, der vor dem Hintergrund des akuten Lehrkräftemangels in vielen Bundesländern von insgesamt neun Landesverbänden – unter anderem NRW – eingebracht und einstimmig beschlossen wurde. In dieser Entschließung wird die Politik aufgefordert, „ausreichend Ressourcen bereit zu stellen und die Verteilung so zu steuern, dass in allen Regionen sowohl gleichwertige Bildungschancen als auch gleichwertige Arbeitsbedingungen gewährleistet werden. Länder und Kommunen müssen attraktive Angebote für Lehrkräfte in strukturschwachen Regionen bzw. solchen mit akuten Lehrkräftemangel entwickeln.“
Zukunftsforum Lehrer*innenbildung und Hochschulfinanzierung
Mit wenigen Änderungen hat der Gewerkschaftstag fast einstimmig die umfangreichen „Leitlinien für eine innovative Lehrer*innenbildung“ beschlossen und damit die zweijährige konzeptionelle Arbeit des Zukunftsforums Lehrer*innenbildung zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht.
Einhellige Zustimmung fand auch der Beschluss „Hochschulfinanzierung sichern – gute Beschäftigungsbedingungen garantieren. Solide Grundfinanzierung zur Wahrnehmung gewachsener Aufgaben“, der unter NRW-Beteiligung entstanden ist. Die GEW fordert eine deutliche und langfristige Verbesserung, die mit einer „Abkehr von dem Trend zu immer mehr projektförmiger Finanzierung verbunden sein muss“. Um mehr Dauerstellen zu schaffen muss eine Entfristungsoffensive eingeleitet werden.
Die junge GEW hat den Gewerkschaftstag mit vielen Aktionen bereichert und ihre Forderungen kreativ auf die Bühne gebracht. Trotz knapper Zeit für politische Diskussionen und breitem inhaltlichen Austausch der Argumente ist auf dem Gewerkschaftstag ein anspruchsvolles Arbeitsprogramm beschlossen worden. Jetzt gilt es, die neuen Impulse für die Arbeit der GEW in den kommenden vier Jahren bis zum nächsten Gewerkschaftstag aufzugreifen und „Bildung. Weiter denken!“.
Berthold Paschert, Pressesprecher der GEW NRW