Andreas Meyer-Lauber, DGB-Bezirksvorsitzender von NRW, unterstrich: „Das Bochumer Memorandum hat erfolgreich bildungspolitische Debatten angestoßen und dazu beigetragen, dass unsere Bildungspolitik eine andere ist als noch vor zwölf Jahren.“ Nach der Ablösung der Regierung Rüttgers mit ihrer katastrophalen Bildungspolitik sei es unter Rot-Grün zu einer Neuausrichtung gekommen: „Rot-Grün bekannte sich zu den Zielen des Bochumer Memorandums und setzte auf eine präventive Schul- und Bildungspolitik.“
Gemischte Bilanz: Bessere Studienabschlussquote, zu wenig Kita-Plätze
Ein detaillierter Blick der wissenschaftlichen Gutachter*innengruppe auf die einzelnen Indikatoren hat eine gemischte Bilanz zutage gebracht. Es gibt eindeutige Fortschritte in eine Reihe von Handlungsfeldern, auch wenn die Zielquoten nicht überall erreicht werden konnten.
„Es gibt einen deutlichen Abbau des Sitzenbleibens. Mehr Schulabgänger*innen haben mindestens einen mittleren Abschluss. Die gymnasiale Bildungsbeteiligung von Schüler*innen mit Migrationshintergrund ist höher, auch die Studienabschlussquote insgesamt ist gestiegen. Der Umbau in Richtung eines inklusiven Schulsystems ist in Gang gebracht. Wir haben mehr Geld für die Weiterbildung zur Verfügung“, fasste Professorin Gabriele Bellenberg, Memorandum-Autorin von der Ruhr-Universität Bochum, die wichtigsten Fortschritte zusammen.
Professor Christian Reintjes, Co-Autor der Studie von der Fachhochschule der Nordwest-Schweiz, resümierte die Defizite: „Trotz Ausbaus der Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren ist die angestrebte 35-Prozent-Marke verfehlt worden. Der Anteil der Schulabgänger*innen ohne Abschluss stagniert. Der Zusammenhang zwischen Bildungsbeteiligung und sozialer Herkunft in NRW ist nicht gelockert worden. Schließlich wurde die Ausbildungsplatzgarantie trotz erheblicher bildungspolitischer Anstrengungen nicht eingehalten.“
Erfolgreiche Zukunft mit guter Bildung und Chancengleichheit
GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer hob hervor, dass offenbar die Menschen insgesamt ein höheres Bildungsniveau erreichten, sich die Kluft innerhalb der Gesellschaft aber hartnäckig verfestige. Bedenklich stimme, dass der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg in NRW eng verknüpft bleibe. Dorothea Schäfer forderte: „Wir brauchen endlich wirksame Konzepte, die geeignet sind, die Qualität unserer Bildungseinrichtungen nachhaltig zu steigern. Dafür sind mehr Personal und ausreichend Ressourcen erforderlich. Gleichzeitig müssen Bildungseinrichtungen mit schwierigen sozialen Rahmenbedingungen besonders unterstützt werden. Denn gute Bildung und Chancengleichheit bleiben der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft von Kindern und Jugendlichen."
Berthold Paschert
Pressesprecher
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