Über die vielfältigen Ursachen dieser Misere wurde an verschiedenen Stellen ausführlich berichtet. Die Zahlen variierten im Laufe der vergangenen zwölf Jahre nur leicht. Kaum gelingt es, die ein oder andere Stelle zu besetzen, werden an anderen Schulen wieder Stellen frei.
Empfehlungen der Projektgruppe Schulleitungen nicht umgesetzt
In 2014 legte die Projektgruppe Schulleitungen des Schulministeriums ihren Abschlussbericht vor. Darin wurden die Gründe für den Schulleitungsmangel benannt und verbunden mit konkreten Empfehlungen für eine Verbesserung der Situation.
Eine dieser Empfehlungen bezüglich der Besoldung wurde mittlerweile umgesetzt: Seit 2017 erhalten die Schulleitungen an Grundschulen A14 und seit 2018 die stellvertretenden Schulleitungen A13. Die anderen neun Empfehlungen sind in der Versenkung verschwunden. So empfiehlt die Projektgruppe zum Beispiel an zweiter Position: „Jede Grund- und Hauptschule hat eine Konrektorin/einen Konrektor“. Von 75 Duisburger Grundschulen haben bis heute acht Schulen überhaupt keine Konrektor*innenstelle, da sie weniger als 180 Schüler*innen haben.
Weiter heißt es in den Empfehlungen:
- Neue Schulleiterinnen und Schulleiter haben im ersten Jahr der Übernahme dieser Aufgabe zwei zusätzliche Stunden Leitungszeit zur Verfügung.
- Jede Schule erhält eine Mindestleitungszeit von 16 Wochenstunden.
- Die Verordnung zu § 93 Absatz 2 Schulgesetz sieht eine schrittweise Erhöhung des Leitungssockels bei Grundschulen um drei Wochenstunden vor.
- Die Leitungszeit an offenen Ganztagsschulen wird abhängig von der Schülerzahl im Ganztag gestaffelt.
Die Umsetzung dieser konkreten Empfehlungen wurde auch von FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer nicht weiterverfolgt. Doch Pilotprojekte wie das des Schulministeriums NRW, der Stadt Duisburg und der Wübben-Stiftung „Vom Lehren zum Leiten: Nachwuchsgewinnung von Schulleitungen an Duisburger Grundschulen“ können nur wirken, wenn die Basis stimmt.
Nachwuchs für die Schulleitung gewinnen
Ein Ziel des Projekts ist es, interessierte und potenzielle Nachwuchsführungskräfte zu gewinnen. Das Projekt hat im Januar begonnen und läuft ein Jahr. Die Bezirksregierung beteiligt sich mit Fortbildungsangeboten, es gibt ein „Leitungsshadowing“ bei Duisburger Schulleitungen. Darüber hinaus setzen die Teilnehmer*innen eigenverantwortlich ein Entwicklungsprojekt an ihrer eigenen Schule um. Für Letzteres stellen die Wübben-Stiftung und die Stadt Duisburg pro Schule 3.000,- Euro zur Verfügung. Über 50 Interessent*innen haben sich angemeldet.
Es bleibt die Hoffnung, dass einige der Teilnehmer*innen nach Abschluss des Projekts in ihrer Entscheidung bestärkt werden können und sich auf freie Schulleitungsstellen bewerben. Grundsätzlich ist ein solches Projekt sinnvoll, das bereits in der Vorphase der Entscheidung, eine Schulleitungsstelle zu übernehmen, angesiedelt ist. Es bietet für interessierte Lehrer*innen die Möglichkeit, in die Tätigkeit von Schulleitung hineinzuschnuppern. Die Frage ist, warum die Landesregierung bei solchen Projekten die Unterstützung privater Stiftungen benötigt. Die staatliche Schulverwaltung, in deren Zuständigkeit die Besetzung von Schulleitungsstellen fällt, muss sich fragen lassen, warum solche Projekte nicht längst realisiert wurden.
Umfang der Leitungszeit muss erhöht werden
Erste Schritte sind mit der Besoldungserhöhung und dem Pilotprojekt getan. Ein wenig Bewegung ist in Duisburg schon in die Neubesetzung von Schulleitungsstellen gekommen, zumindest gibt es mehr konkrete Nachfragen. Leider dauert es bis zu einer endgültigen Stellenbesetzung zum Teil Jahre bis alle Vorbereitungen abgeschlossen sind und Eignungs- und Feststellungsverfahren durchlaufen sind. Hier ist das Land dringend gefordert, die erforderlichen Plätze zeitnah in ausreichender Zahl zur Verfügung zu stellen.
Und doch bleibt zu befürchten, dass es nicht ausreichen wird. Es muss deshalb dringend der Umfang der Leitungszeit erhöht werden. Konkrete Vorschläge hat die Projektgruppe Schulleitungen bereits benannt.
Martin Fey, Sprecher der Schulleitungen der Duisburger Grundschulen